Fr, 20. September 2024 | 19.30 Uhr

Morgen ist auch noch ein Tag

Drama/I/2023/118 Min.

Mit ihrem Regiedebüt „Morgen ist auch noch ein Tag“ gelang der als Schauspielerin und Moderatorin bekannten Italienerin Paola Cortellesi in mehrfacher Hinsicht ein großer Erfolg. Zum einen avancierte das Werk in ihrer Heimat zum meistbesuchten Film des Jahres 2023 und ließ damit internationale Blockbuster hinter sich. Zum anderen schuf sie gemeinsam mit ihren Co-Autor:innen und eine Erzählung, die auf kluge Weise in die Vergangenheit blickt und (leider) zugleich noch immer eine hohe Relevanz besitzt.Inspirationsquellen für das Drehbuch seien die Biografien ihrer eigenen Großmütter gewesen, äußert Cortellesi in einem Statement: dramatische Geschichten, die dennoch „mit einer Bereitschaft zum Lächeln“ geschildert worden seien. Diese vermeintlich widersprüchliche Kombination aus Tragik und leiser Komik überträgt Cortellesi virtuos auf die inszenatorische Ebene.Sie zeigt den tristen Alltag der Hausfrau Delia (verkörpert von ihr selbst), die im Rom des Jahres 1946 in der Nachkriegszeit mit ihrem Ehemann Ivano , der jugendlichen Tochter Marcella, den zwei jüngeren Söhnen Sergio und Franchino sowie dem bettlägerigen Schwiegervater Ottorino in einer Kellerwohnung lebt.
Delia ist in ihrer Ehe, wie viele ihrer Nachbarinnen, ständiger psychischer und physischer Gewalt ausgesetzt. Die verbalen Schikanen durch Ivano und den ebenso tyrannischen Ottorino, den sie neben der Hausarbeit und diversen schlecht bezahlten Aushilfsjobs noch pflegen muss, nimmt sie widerstandslos hin. Und auch die brutalen körperlichen Angriffe ihres Gatten scheinen für sie beinahe zur Gewohnheit geworden zu sein. Der Film illustriert dies, indem Ivanos Ausbrüche als Tanzchoreografien in Szene gesetzt werden. Diese leichten Musical-Mittel, mit denen wir im Allgemeinen Heiterkeit assoziieren, verharmlosen die Taten keineswegs – sondern bringen auf den Punkt, dass die Gewaltakte von Delia nach all der Zeit schon gar nicht mehr hinterfragt werden. Längst wurden sie als fester Bestandteil des Patriachats akzeptiert und gewissermaßen wie vorgegebene Tanzbewegungen „eingeübt“. In kleinen Schritten versucht sich Delia indes aus diesem fatalen Tanz zu lösen.

Morgen ist auch noch ein Tag ist ein beeindruckender Film über Emanzipation, angesiedelt in einer Ära, in der den von häuslicher Gewalt Betroffenen jeglicher Rückhalt und zumeist gar die nötigen Worte fehlten, um sich zu wappnen. Sowohl in der Hauptrolle als auch auf dem Regiestuhl beweist Cortellesi ihre Hingabe. Sie macht Delias anfängliche Resignation und den allmählich wachsenden Willen, etwas zu ändern, spürbar.


Regie:Paola Cortellesi
Darsteller:
Paola Cortellesi
Valerio Mastandrea
Romana Maggiora Vergano
Vinicio Marchioni
Giorgio Colangeli

Adresse & Anfahrt
Die Kinovorführungen finden im forum2 statt – das Kino der Olympiasportler von 1972 –  mit großer Kinoleinwand und aktueller Profi-Vorführtechnik. forum2 befindet sich unterhalb der Nadischule im Olympiadorf: Nadistraße 3, 80809 München

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Tickets

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